1050 Jahre - Die Geschichte von Graach
Graach mit seinen weltberühmten theologischen Weinlagen Himmelreich, Domprobst und Abtsberg kann auf eine nahezu 2000-jährige Weinbautradition zurückblicken. Der Weinbau- und Fremdenverkehrsort Graach an der Mosel – etwa 2 km flussabwärts von Bernkastel am Fuß des längsten, zusammenhängenden Rebensteilhangs Deutschlands gelegen – trat als „ Gracha“ im Jahre 975 n. Chr. zum ersten Mal in einer Urkunde auf. In diesem Dokument bestätigte Erzbischof Theoderich I. von Trier der dortigen Benediktinerabtei St. Martin anlässlich von deren Wiedereinrichtung nach den Normannenüberfällen von 882 sämtliche Besitzungen, unter denen ein von jeglicher Vogtei befreiter Hof „in gracha“ genannt wird. Dies war die Vorgängeranlage des heutigen Josephshofes am nordwestlichen Ortsausgang.
Bis zur heutigen Zeit hat sich Graach zu einem Weinbau- und Fremdenverkehrsort entwickelt. Der Ortskern ist geprägt durch Winzerhäuser mit moseltypischem Fachwerk und imposanten Weinhöfen.
Die Schäferei
Etwa 200 Höhenmeter oberhalb von Graach liegt im Übergang zwischen Weinbergen und den Bergeshöhen die Graacher Schäferei, deren Entstehung im Zusammenhang mit der früheren Wirtschaftsweise der Winzer zu sehen ist: Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die bürgerlichen Winzer gleichzeitig auch Kleinbauern. Die Heuwiesen und Getreidefelder lagen auf dem „Graacher Berg“, z. T. einige Kilometer vom Dorf entfernt. Hier betrieben sie bis um 1850 die sogenannte „Schiffelwirtschaft“, eine wenig ertragreiche Form des Feldbaus mit 3 – 4 Jahren Anbau und 10 – 15-jähriger Brache. Dabei wurden die Brachflächen von Rindern und Schafen beweidet, damit sie nicht verbuschten.
Wie die Graacher zu ihrem Esel kamen
Um Gebrauchsmaterialien wie Weinbergspfähle, Bindeweiden oder Dünger in den Steilhang zu transportieren, standen früher nur schmale Weinbergspfade zur Verfügung. Damit die Winzer nicht selbst alles auf dem Rücken tragen mussten, wurden Esel eingesetzt die die Pfade begehen konnten und so die Arbeit erleichterten. Darüber hinaus wurden die Esel auch genutzt um im Sommer das Winterfutter - wie Heu für die Kühe im Stall - vom Graacher Berg bis ins Dorf unten am Fluss zu tragen.
Ein Ort zum Verweilen...
Noch in den 1950er Jahren wurde im Graacher Baakes gegenüber der Kirche in regelmäßigen Abständen gebacken
Der 2023 neu sanierte Graacher "Baakes" dient als zentraler Treffpunkt an Weiberfastnacht mit Musik, Essen und Getränken sowie zum traditionellen Schoales-Essen des Männergesangvereins Graach/Wehlen vor der Sommerpause.
Jedes Jahr am Freitag vor dem Bernkasteler Weinfest (1. Septemberwochenende) wird nach altem Brauch im Graacher Baakes Brot gebacken.